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Wissenswertes: FeNO und Schwangerschaft

FeNO-Messung in der Schwangerschaft

Seitlich fotografierte, freundlich-lächelnde, schwangere Frau, ihren Bauch umfassend, auf der Couch sitzend.

Hintergrund

Asthma gilt als die häufigste chronische Erkrankung in der Schwangerschaft.1 Die Prävalenz wird auf 4-8% geschätzt.1 Die physiologischen Veränderungen, wie z. B. die Erhöhung der Stoffwechselrate und der damit einhergehende Anstieg des Sauerstoffverbrauchs, können den Asthmaverlauf sowohl positiv als auch negativ beeinflusst werden.2,3

Bei bis zu 45 % der schwangeren Frauen mit Asthma kommt es während der Schwangerschaft zu mittelschweren bis schweren Exazerbationen, die eine medizinische Intervention erfordern.4 Die Exazerbationen während der Schwangerschaft stellen ein großes klinisches Problem dar, das bei schwangeren Asthmatikerinnen zu mütterlicher und fötaler Morbidität und Mortalität führen kann.3

Grafik eines Kuchendiagramms in blau, bei je einem drittel der Fälle treten keine Veränderungen auf, verbessert sich die Asthmasymptome oder die Symptomatik verschlechtert sich.
Asthma: Die häufigste, chronische Erkrankung in der Schwangerschaft¹

Risikofaktoren für Exazerbationen:

Abbildung von Symbolen und Beschreibung unzureichend kontrolliertes Asthma, virale Infektionen der oberen Atemwege, Nichteinnahme von inhalativen Kortikosteroiden, aktives Rauchen.

Exazerbationen stellen nicht nur für die werdende Mütter ein klinisches Problem dar, sondern auch für den Fötus. Die Einnahme oraler Steroide und schweres Asthma werden mit Frühgeburten in Verbindung gebracht. Dies ist möglicherweise auf mütterliche Hypoxie, die Auswirkungen mütterlicher Entzündungen und/oder Veränderungen der Funktion der glatten Gebärmuttermuskulatur zurückzuführen. Außerdem ist die Wahrscheinlichkeit, dass Frauen mit Exazerbationen ein Kind mit niedrigem Geburtsgewicht bekommen, dreimal so hoch wie bei Asthmatikerinnen ohne Exazerbationen.

Dies bedeutet: die Verhinderung von Exazerbationen während der Schwangerschaft kann auch zu einer Verbesserung der perinatalen Ergebnisse führen.4

Empfehlungen bei schwangeren Asthmatikerinnen

Zu Beginn der Schwangerschaft

Den Asthmatikerinnen sollte ein Beratungs- und Aufklärungsgespräch angeboten werden, das die fortzuführende Therapie mit dem Ziel einer guten Asthma-Kontrolle beinhaltet.6 Denn schlecht kontrolliertes Asthma und Exazerbationen stellen ein größeres Risiko für das Baby dar als die derzeitigen Asthmabehandlungen.6

Während der Schwangerschaft

Asthmatikerinnen sollten engmaschig medizinisch überwacht werden. Neben der klinischen Anamnese, klinischer Untersuchung und Kenngrößen der Lungenfunktion gibt es durch die FeNO-Messung eine Möglichkeit die allergische Entzündung der Atemwege, die dem Asthma zugrunde liegt, zu überwachen.6

Nutzen der FeNO-Messung

Bei der FeNO-Messung wird der Biomarker Stickstoffmonoxid (NO) in einer standardisierten Weise, als fraktioniertes exhaliertes NO (FeNO), in der Ausatemluft gemessen. Erhöhte FeNO-Messwerte weisen auf eine Entzündung der Lunge hin. Mit einer entsprechenden antientzündlichen Therapie, i.d.R. inhalative Corticosterioide (ICS), kann so frühzeitig einer Verschlechterung des Krankheitsverlaufes entgegengesteuert werden.

Eine australische Studiengruppe an der Universität von Newcastle hat schwangere Asthmatikerinnen und später deren geborene Kinder bis ins Vorschulalter begleitet. Sie konnte zeigen, dass die schwangeren Asthmatikerinnen, deren Therapie während der Schwangerschaft mit einer regelmäßigen FeNO-Messung überwacht wurde, weniger häufig Exazerbationen hatten.7 Tatsächlich wurde eine Reduktion der Anfälle um 50 Prozent festgestellt.

Außerdem entwickelten deren geborene Kinder weniger häufig Atemwegsprobleme: Bei den geborenen Kindern wurde um etwa 43 Prozent signifikant weniger häufig ein frühkindliches Asthma diagnostiziert.8

Blaue Balkengrafik zur Darstellung der Exazerbationsrate bei FeNO augerichtetem oder symptomatischem Asthmamanagement bei Schwangeren, geringer bei FeNO.

Die FeNO-Messung ist mittlerweile ein anerkanntes Standarddiagnoseverfahren, das schnell und einfach in der Anwendung sowie nicht invasiv ist.

Bei schwangeren Asthmatikerinnen kann sie zudem nachweislich das Risiko für Exazerbationen sowie die Entwicklung von frühkindlichem Asthma der Kinder reduzieren. Damit leistet die FeNO-Messung einen wichtigen Beitrag zur Gesundheit der Mutter und des Babys.

1 Kwon HL, et al. Immunol Allergy Clin North Am. 2006; 26: 29-62.

2 GINA Report 2019, Global Strategy for Asthma Management and Prevention (https://ginasthma.org/gina-reports/)

3 Shebl E, Chakraborty RK. Asthma In Pregnancy. (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK532283/)

4 Murphy VE. Breathe (Sheff). 2015; 11(4): 258-267.

5 Giles W, Murphy V. Obstet Med. 2013; 6: 58-63.

6 Buhl R. et al. S2k-Leitlinie zur Diagnostik und Therapie von Patienten mit Asthma. 2017

7 Powell H, et al. Lancet. 2011; 378: 983-90.

8 Morten M, et al. J Allergy Clin Immunol. 2018; 142(6): 1765-1772.e4.